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Aufbau des Risikograf

Aktualisiert: 7. Juni 2023

Zweites Video der Serie "Risikobeurteilung für Konstrukteure"


Ich beginne mit der letzten Folie des ersten Teils. Der mechanische Konstrukteur, der Elektrokonstrukteur und der CE-Beauftragte müssen über die Risikobeurteilung miteinander sprechen und dazu müssen alle drei wissen, wie man die Risikozahl und das Performace-Level bestimmt. Das tut man in der Risikobeurteilung und wir wollen uns jetzt das Herzstück der Risikobeurteilung anschauen, nämlich das Einschätzen des Risikos für jede identifizierte Gefahrenstelle.


Eine Maschine ganz ohne Risiken ist nur selten möglich, also braucht man ein Maß für das Risiko, damit man einschätzen kann, ob ein Risiko noch akzeptabel ist oder nicht. Das tut man mit der Risikozahl.

Die Risikozahl ist die wesentliche Zahl für den mechanischen Konstrukteur. Und an die Kollegen von der Elektrik – bitte bleibt dran, der Performance-Level wird in der selben Art und Weise bestimmt.


Also müssen Sie für die Risikobeurteilung eine Risikozahl bestimmen, aber wie genau Sie das tun, ist nicht festgeschrieben. Deshalb gibt es die verschiedensten Risikografen. Z.B.

· den Risikograf der in Safexpert

· der Riskograf von Docufy

· der Risikograf von Weka

Und wer das vorherige Video gesehen hat, ahnt schon, welchen Risikografen ich jetzt nehme. Ich bevorzuge Docufy. Ich werde aber an den anderen zeigen, dass sie genauso gut sind und zu ähnlichen Ergebnissen führen.

Alle diese Lösungen haben den Vorteil, dass Sie nicht im Schema per Hand – so wie ich das jetzt zeigen werde - die Risikozahl bestimmen müssen, sondern dass dies über die dahinter liegende Software geschieht.

Ich möchte es aber jetzt händisch zeigen, weil dadurch die Zusammenhänge am besten klar werden.


Alle Risikografen sind sich in den Größen einig, nach denen das Risiko bestimmt wird. Und dieselben Größen werden später fürs Performance-Level verwendet. Natürlich ist das Risiko und damit der Aufwand den ich treiben muss, um das Risiko zu vermeiden davon abhängig, wie schwer die Verletzung ist, die entstehen könnte. Aber es ist natürlich viel wichtiger sich um diese Gefährdung zu kümmern, wenn Personen ständig im Bereich der Gefahr sind, als wenn man nur einmal die Woche dort vorbei kommt. Man nennt die Größer Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich. Und wenn man beginnt sich über Gefahren an der Maschine Gedanken zu machen, muss man sich natürlich vorrangig um die kümmern, die wahrscheinlich wirklich auftreten und nicht so sehr um die, die man sich gerade noch vorstellen kann, die aber wirklich unwahrscheinlich sind. Das ist die Eintrittswahrscheinlichkeit Und manche Gefahren kann man im letzten Moment noch vermeiden, indem man wegzuckt o.ä. Das nennt man die Möglichkeit der Vermeidung.


Beginnen wir also bei der ersten Einflussgröße – der Schwere der möglichen Verletzung. Sie steht ganz links, weil sie die wesentliche Einflussgröße ist, der alle anderen Größen untergeordnet sind.

Diese Einteilung gefällt mir sehr gut, weil es eine klare Unterscheidung zwischen S2 und S3 gibt, nämlich ob die Verletzung heilt und der Mensch hinterher wieder voll einsatzfähig ist oder nicht. Wobei selbst diese klare Frage in der Praxis nicht so einfach zu beantworten ist.


Lassen Sie uns ein Beispiel nehmen.




Hier soll ein Deckel aufgesetzt und verriegelt werden. Der Deckel wird maschinell aufgesetzt. Um das Verriegeln zu vereinfachen, wird maschinell Druck auf den Deckel gegeben. Der Bediener verriegelt den Deckel seitlich. Es existiert eine Quetsch- oder Scherstelle zwischen Deckel und Kiste.

Man muss sich also entscheiden zwischen S2: schwere reversible Verletzung und S3: irreversible Verletzung. Dazu im nächsten Video mehr – hier nur als Beispiel um die Arbeit mit dem Grafen zu zeigen. Ich nehme hier mal eine schwere reversible Verletzung an.


Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich

A3 ist der Normalfall. Wobei bei diesem Parameter regelmäßig die Frage entsteht, wie groß ich meinen Gefahrenbereich festlegte – aber auch dazu im nächsten Video.


Eintrittswahrscheinlichkeit

Ich würde hier auf "unwahrscheinlich bis vielleicht" gehen – und wie gesagt auch dazu im nächsten Video genaueres.


Möglichkeit der Vermeidung


Hier würde ich davon ausgehen, dass man noch wegzucken kann und deshalb M1 wählen.


Wir kommen also auf R6 und damit zur Frage, was bedeuten die Farben?


Grün bedeutet ein niedriges Risiko. Das kann bestehen bleiben. Hier geht es häufig um unvermeidliche Klemmstellen an Industriemaschinen, wie beim Schließen einer Schutzklappe. Wenn die Klappe nicht zu schwer ist, kann man da eine Gasdruckfeder dran machen, muss man aber nicht.

Blau bedeutet ein mittleres Risiko und wenn der Aufwand nicht exorbitant hoch ist, musst du dich darum kümmern es zu verringern. Wenn dir nichts einfällt oder der Aufwand nicht vertretbar ist, sollten deine Überlegungen wenigstens genau in der Risikobeurteilung dokumentiert werden.

Gelb bedeutet ein hohes Risiko. Das kann so nicht bleiben.

Und Rot ist ein sehr hohes Risiko, da hast Du wahrscheinlich in der Konstruktion geschlafen – aber auch das kommt manchmal vor und soll durch die Risikobeurteilung ans Licht kommen und dann natürlich geändert werden.


Und natürlich sind die Übergänge nicht so klar, wie sie hier dargestellt sind. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob bei der Risikoabschätzung R5 oder R8 im blauen Bereich entsteht. Und der Unterschied zwischen R4 und R5 ist auch nicht so klar, wie hier dargestellt.

In unserem Beispiel war R6 entstanden – also ein mittleres Risiko.


Das Ganze würde ich dann in der folgenden Weise in der Risikobeurteilung schreiben.


Im ersten Schritt als Risiko ohne Minderung. Als nächstes muss man sich dann über die Risikominderung Gedanken machen.



Jetzt möchte ich zeigen, dass bei den anderen Risikografen ähnliches rauskommt und es deshalb egal ist, welchen du nimmst. Es sollte bloß in der Firma einer ausgewählt werden.

Nun zu den anderen Risikografen



Wie man sieht kommt bei allen Varianten ein mittleres Risiko raus.


Und um diese Überlegungen anzustellen, muss man nicht die Software von Safexpert, weka oder Docufy kaufen. Man kann die Auswertung auch händisch machen, so wie ich das gerade gezeigt habe. Sie müssen sich nur einen Risikografen aussuchen und für den Sie ihre Ergebnisse aufschreiben. Das kann z.B. in einer Exel-Tabelle sein. In dieser Tabelle tragen Sie Ihre Risiken ein und bewerten sie.


Ich habe jetzt ganz bewusst ein Beispiel gewählt, was ohne Hilfe einer Schutzeinrichtung gelöst werden kann und muss – weil das würde richtig aufwendig werden und wäre in dieser Branche nicht akzeptiert. Das Problem muss also vom mechanischen Konstrukteur gelöst werden.

Und wenn solche Überlegungen entstehen, wird auch schnell die Frage diskutiert "Ist das überhaupt relevant?" "Müssen wir uns da wirklich drum kümmern?" Die Risikobeurteilung beantwortet genau diese Frage. Das Risiko sich zwischen Deckel und Kiste die Hand einzuklemmen kann nicht als geringfügig vernachlässigt werden. Es ist ein mittleres Risiko und es müssen besondere Überlegungen angestellt werden, um dieses Risiko zu verringern.


Und an der Stelle mache ich erstmal Schluss, weil zu den Einflussgrößen muss noch viel mehr gesagt werden bevor wir zur Verringerung der Gefahren kommen.


Das Video dazu finden Sie unter "Wie liest man einen Risikograf?"


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